Von Dirk Riße
Köln – An einem Novembertag im vergangenen Jahr wurde die Feuerwehr zu einem gynäkologischen Einsatz in Brück gerufen. Ein Routineeinsatz, dachten die Rettungssanitäter der Feuerwehr. Doch als sie am Einsatzort ankamen, hatten die Wehen einer 28-jährigen Frau bereits eingesetzt.
Ein alarmierter Notarzt entschied, dass die Frau per Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht werden sollte – mit Martinshorn und Blaulicht. Das Baby wartete aber nicht solange, bis die Mutter in der Klinik ankam, sondern wurde gesund im Rettungswagen geboren.
- Bilanz des vergangenen Jahres
Der Notruf war einer einer von 375.000 Notrufen, die bei der Feuerwehr im vergangenem Jahr eingingen. Die meisten Einsätze (188.000) leistete die Feuerwehr im Rettungsdienst. Zu Bränden wurden die Helfer insgesamt 2108-mal gerufen.
Im vergangenen Jahr wurden 151 Menschen gerettet, vier starben bei Bränden – eine Zahl, die laut Feuerwehr-Chef Johannes Feyrer leicht unter dem jährlichen Durchschnitt von sechs bis sieben liege. Fast 8000-mal galt es für die Feuerwehr, technische Hilfe zu leisten. Dabei konnten 1334 Menschen aus Zwangssituationen gerettet werden.
- Seilbahnunglück gehört zu den größten Einsätzen
Zu den größten Rettungseinsätzen gehörte 2017 das Seilbahnunglück am Rheinufer. Spezialkräfte der Höhenrettungsgruppe konnten mehr als 60 Menschen, darunter 20 Kinder und Jugendliche, aus festsitzenden Gondeln befreien.
Zudem musste die Feuerwehr mehr als in den vergangenen Jahren wegen Schäden durch Sturm und Starkregen ausrücken. Teilweise wurden mehrere hundert Helfer eingesetzt.
Bei einem Einsatz in Südfrankreich kooperierte die Kölner Feuerwehr mit dem Gemeinsamen Zentrum für deutsch-französische Polizei- und Zollzusammenarbeit der Bundespolizei im baden-württembergischen Kehl. Mitte Januar 2017 hatte die Feuerwehr ein Notruf einer Tochter eines Lkw-Fahrers erreicht. Dieser drohte mit Brustschmerzen in Südfrankreich zusammenzubrechen und konnte nur noch eine Kurzmitteilung per Smartphone an seine Tochter abschicken. Französische Kollegen konnten den Mann ausfindig machen und in ein Krankenhaus bringen.
- Arbeitsauslastung der Einsatzkräfte
Stadtdirektor Stephan Keller zieht eine positive Gesamtbilanz der Arbeit seiner Einsatzkräfte. „Die Feuerwehr macht in der Breite eine hervorragende Arbeit. Die Stadt ist in sicheren Händen.“
Problematisch ist aber, dass die Einsatzkräfte auch im vergangenem Jahr mehr Hilfe leisten mussten als in den Vorjahren. Binnen Jahresfrist ergab sich ein Plus von vier Prozent. Feyrer begründet die zusätzlichen Einsätze unter anderem damit, dass seit Januar 2017 Heimrauchmelder in Schlaf- und Kinderzimmer gesetzlich vorgeschrieben sind.
- Überlastung im Rettungsdienst
Die Überstunden führten in der Vergangenheit zu einigem Unmut unter den Feuerwehrleuten. Mehr als 250 von ihnen sollen sich über die Überlastung im Rettungsdienst, intransparente Entscheidungen und einen autoritären Führungsstil beschwert haben. Stadtdirektor Keller hatte auf die Vorwürfe reagiert und eine Ombudsstelle für Feuerwehrleute eingerichtet.
Hier sollen zahlreiche Gespräche mit betroffenen Feuerwehrleuten geführt worden sein. Die Stelle solle bis auf weiteres geöffnet bleiben, betonte Keller. Zudem soll während eines zweitägigen internen Workshops vor allem über den Führungsstil, neues Personal und die Arbeitsbelastung diskutiert werden. Ungefähr 400 Feuerwehrleute wurden zu den beiden Veranstaltungen eingeladen.
Feyrer räumt ein, dass von 1000 Stellen im Einsatzbereich 50 unbesetzt sind. Die Fehlstellen will die Feuerwehr vor allem durch eine Ausbildungsoffensive reduzieren, weil es auf dem Arbeitsmarkt „keine arbeitslosen Feuerwehrleute gibt“, wie Keller sagt. Zudem sollen mit der Umsetzung des Rettungsdienstbedarfplans die Einsätze der Feuerwehr in diesem Bereich verringert werden.