Koch: Das geht gegen den Minister, Wuppertaler Rundschau v. 27.08.2015

Wuppertal. „Die massive öffentliche Kritik an meiner Amtsführung droht den Entwicklungsprozess der Justizvollzugsanstalt zu belasten.“ Mit diesen Worten hat sich der Leiter des Ronsdorfer Jugendgefängnisses verabschiedet. Von Dirk Lotze

Über den Sommer hatten sich ehemalige Gefangene wie auch Mitarbeiter über die angespannte Stimmung im 2011 eröffneten Haus geäußert. Ende Oktober muss sich ein Mitarbeiter (27) laut Informationen unserer Zeitung sogar vor dem Amtsgericht wegen mutmaßlich ungerechtfertigter Gewalt gegen einen Gefangenen verantworten. Der Anklage zufolge soll der Mann seinem Opfer kurz vor dem Jahreswechsel 2013/14 mit der Faust ein Auge blau geschlagen haben, als die beiden nach einem Streit eigentlich schon wieder von weiterem Aufsichtspersonal getrennt worden waren. Der Angeklagte muss, sollte er verurteilt werden, nun selbst mit einer Gefängnis- oder Bewährungsstrafe rechen.

Koch hat auf Anfrage bestätigt, dass es die Einrichtung war, die den Fall angezeigt hatte – nach ersten eigenen Befragungen der Bediensteten und Gefangenen, die Zeugen geworden waren. Der Anstaltsleiter verneinte die Frage, ob das Personal besonders belastet sein könnte: „Wir haben eine Auslastung von 80 Prozent.“ Rund 400 männliche Jugendliche und junge Erwachsene seien derzeit in den Häusern untergebracht. Das Personal sei etwa zehn Prozent unter Stellenplan; zusätzliche Beamte seien in Ausbildung. Er vermutete, die Kritik an ihm und dem Haus solle den Justizminister treffen.

Rechtsanwältin Dr. Nicole Wolf, die mehrere Bedienstete der Justizvollzugsanstalt in Klagen gegen dienstliche Beurteilungen und Beförderungsentscheidungen vertritt, stellt heraus: „Das Besondere an diesen Verfahren ist, dass es dabei persönlich wird.“ Leiter anderer Behörden würden akzeptieren, dass ihre Entscheidungen von einem Gericht überprüft werden und die Auseinandersetzung sachlicher gestalten, als Koch es getan habe.

Die kommissarische Leitung in Ronsdorf übernimmt Juristin Katja Grafweg (51), die seit 2008 das Erwachsenen-Gefängnis in Remscheid-Lüttringhausen geleitet hatte. (dl).
(Rundschau Verlagsgesellschaft)

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