Disziplinarverfahren sind belastend. Je länger sie andauern, desto bedrohlicher wirken sie in der Regel. Wie ein Damoklesschwert schweben die möglichen Disziplinarsanktionen über dem betroffenen Beamten.
Unsere Aufgabe als Disziplinarverteidiger ist es stets, auf das bestmögliche Ergebnis hinzuarbeiten. Das bedeutet auch, dass wir endlose Verfahren in der Regel irgendwann beenden wollen. Während im allgemeinen Verwaltungsrecht hier lediglich die Untätigkeitsklage zur Verfügung steht, finden im Disziplinarverfahren besondere Vorschriften Anwendung. Diese unterscheiden sich je nach Landes- oder Bundesrecht (und ebenso im kirchlichen Recht für Kirchenbeamte und Pfarrer).
Der jeweilige Gesetzgeber hat dabei einen Anspruch der Beamten formuliert, dass ein Disziplinarverfahren beschleunigt betrieben wird und auch stets zu einem Ende kommt. Entweder durch Einstellungsverfügung, durch Disziplinarverfügung oder durch Erhebung der Disziplinarklage. Führt die ermittelnde Behörde kein derartiges Ergebnis in einer gesetzlich vermuteten Regeldauer herbei, kann ein Antrag auf Fristsetzung gestellt werden und Erfolg haben.
Das Verfahren hierzu verläuft in folgenden Prüfschritten:
a) Antrag auf gerichtliche Fristsetzung (z.B. nach § 62 Abs. 2 LDG NRW)
- Wann ist das Disziplinarverfahren eingeleitet worden?
- Ist die vom Gesetzgeber vermutete „Regeldauer“ überschritten worden?
- Liegen hierfür sachliche Gründe vor?
Setzt das Gericht sodann der Behörde eine Frist zum Abschluss des Disziplinarverfahrens, ist dieser Beschluss z.B. nach § 62 Abs. 2 S. 3 i.V.m. § 53 Abs. 2 S. 5 LDG NRW unanfechtbar. Lehnt das Gericht eine Fristsetzung ab, kann der Antragsteller Beschwerde hiergegen einlegen (vgl. OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 14.09.2011 – 3d E 974/11.O).
b) Einstellungsverfahren (z.B. nach § 62 Abs. 3 LDG NRW)
- Prüfung von Amts wegen, ob die Behörde innerhalb der Frist das Disziplinarverfahren beendet hat
- Liegt keine Beendigung (durch Einstellungsverfügung, Disziplinarverfügung oder Disziplinarklage) vor, ist das Verfahren durch das Gericht einzustellen
Da Rechtsprechung sowohl zu den Fristsetzungs- wie auch zu den Einstellungsverfahren selten ist und nicht von allen Gerichten publiziert wird, veröffentlichen wir die hier erstrittenen Entscheidungen selbst.
Einleitung Disziplinarverf. | "Regeldauer" | anwendbare Vorschrift | Antrag auf Fristsetzung | Gericht | Datum, Az. | Ergebnis |
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04.07.2023 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 30.10.2024 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Az. 31 K 9139/24.O | Verfahren anhängig |
03.06.2015 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 25.07.2023 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 13.11.2023, Az. 31 K 5257/23 | Antrag zurückgenommen |
23.04.2021 | 12 Monate | § 66 Abs. 2 DG.EKD | 24.11.2022 | Disziplinarkammer bei dem Kirchengericht der EKD | Beschluss v. 17.05.2023, Az. 0134/3-2022 | Frist: 2 Monate |
15.02.2018 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 29.03.2019 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 23.09.2019, Az. 31 K 3876/19.O | Erledigung und Aufhebung der Kosten gegeneinander |
26.06.2017 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 11.07.2018 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 23.11.2018, Az. 31 K 5916/18.O, geändert durch Beschluss v. 02.01.2019, Az. 35 K 10552/18.O | Frist: bis 31.12.2018, geändert: bis 31.01.2019 |
20.05.2016 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 08.03.2018 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 08.06.2018, Az. 35 K 2304/18.O | Erledigung und Kostenübernahme durch den Dienstherrn |
27.05.2014 | 12 Monate | § 66 Abs. 3 DG.EKD | [10.10.2016] | Disziplinarkammer bei dem Kirchengericht der EKD | Beschluss v. 20.05.2017, Az. 0134/1-2016 | Einstellung durch Beschluss |
27.05.2014 | 12 Monate | § 66 Abs. 2 DG.EKD | 02.01.2016 | Disziplinarkammer bei dem Kirchengericht der EKD | Beschluss v. 24.03.2016, Az. 0134/1-2016 | Frist: 6 Monate |
23.10.2014 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 16.03.2016 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 30.05.2016, Az. 31 K 3320/16.O | Erledigung und Kostenübernahme durch den Dienstherrn |
11.06.2013 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 07.06.2015 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 28.09.2015, 31 K 4167/15.O | Frist: 6 Wochen |
02.09.2013 | 6 Monate | § 62 Abs. 3 LDG NRW | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 22.07.2015, Az. 35 K 4346/15.O | Einstellung durch Beschluss | |
02.09.2013 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 19.12.2014 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 02.03.2015, 35 K 8625/14.O | Frist: 3 Monate |
02.11.2007 | 6 Monate | § 62 Abs. 2 LDG NRW | 21.11.2008 | Verwaltungsgericht Düsseldorf | Beschluss v. 05.02.2009, Az. 31 K 8051/08.O | Frist: 3 Monate |
zuletzt aktualisiert: 31.10.2024
Eine Antwort auf „Auch im Disziplinarverfahren gilt: lieber ein Ende mit Schrecken“
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