Bremervörde. Die Stadtratswahl ist gelaufen, mit dem Ergebnis vom 11. September sieht sich die Initiative zum Erhalt des Bistros im „Delphino“ bestätigt. Als Konsequenz daraus wird die Natur- und Erlebnispark (N&E) GmbH aufgefordert, die Verhandlungen mit der schwedischen Fitnessfirma ACTIC aufzuschieben. Im neuen Stadtrat – identisch mit der Gesellschafterversammlung der N&E GmbH – gebe es keine Mehrheit für die derzeitige Geschäftspolitik. Von Rainer Klöfkorn
Mit der Mehrheit der CDU im Rücken konnte die N&E-Geschäftsführung ihr Vorhaben durchsetzen. Mit Steuergeldern von etwa 80 000 Euro sollen die baulichen Voraussetzungen für das Fitness-Center der Firma ACTIC im „Delphino“ geschaffen werden. Um den nötigen Platz zu haben, soll das defizitär arbeitende Bistro geschlossen werden.
Bürgermeister und N&E-Geschäftsführer Eduard Gummich (CDU) hat die Gespräche mit der Initiative eingestellt. Er habe „mehrfach ausführlich und sachlich“ Stellung bezogen, heißt es in einem Brief. Da jedoch „die Diskussion von vielen Seiten sehr emotional und nicht ganz sachlich oder aus dem Sachzusammenhang gezogen geführt“ worden sei, werde er sich jetzt nicht mehr äußern.
Dieser Umgang mit Kritikern sei nicht in Ordnung, meint die Initiative. Sie kritisiert einmal mehr, dass Gummich sowohl als Bürgermeister als auch als N&E-Geschäftsführer tätig ist. „Für wen schlägt eigentlich sein Herz?“, fragt Jörg Müller, neben Günther Hahn und Dr. Johannes Klotz Wortführer der Initiative.
Für Gummich ist die Angelegenheit klar. Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung hätten im Juni den Plänen der N&E GmbH zugestimmt. Daraufhin habe er dem schwedischen Unternehmen mitgeteilt, dass im „Delphino“ die Bistro-Räumlichkeiten für das neue Fitnessstudio zur Verfügung stünden. „Zu den ausgehandelten Konditionen“, sagt Gummich.
Jetzt liege der Ball bei ACTIC. Die Firmenleitung habe sich erfreut über die Zusage aus Bremervörde gezeigt und werde in den nächsten Wochen entscheiden, ob sie den Vertrag mit der N&E GmbH abschließe. Gummich erwartet eine Einigung bis Ende des Jahres.
Um das zu verhindern, hofft die Initiative auf Unterstützung durch die Politiker. Diejenigen Parteien, die sich im Wahlkampf für das Bistro und eine andere Geschäftspolitik aussprachen, hätten Sitze im Stadtrat hinzugewonnen. „Wir setzen darauf, dass sie sich jetzt entsprechend einsetzen werden“, sagt Hahn.
Mit dem Bistro verliere das „Delphino“ den Anspruch, sich Familienbad nennen zu können, wird gewarnt. Die Förderung eines neuen Fitness-Centers mit Steuergeldern sei eine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der bestehenden Fitnessstudios in der Stadt. Dies habe auch die Bremervörder Wirtschaftsgilde beanstandet.
Fakt sei, dass es kein Potential für neue Kunden gebe. Der Markt ist ausgereizt, verweist Frank Günzel auf entsprechende Analysen. Ein neues Studio werde sich nur aus dem Kundenkreis der bestehenden Studios bedienen können. Auf Zahlen, die dieses bewiesen, habe die Stadt nicht reagiert, kritisiert der „Charisma“-Geschäftsführer.
Notwendig sei, fordert die Initiative, die Empfehlungen des Gutachtens über die Zukunft des Bades umzusetzen. „Wir bleiben bei unser Forderung nach einem Masterplan, wie es auch im Gutachten gefordert wird“, sagt Klotz. Es könne nicht angehen, dass die N&E GmbH sich „nur die Rosinen“ aus dem Gutachten herauspicke.
Als Unternehmen der Stadt beträfen ihre Entscheidungen alle Bremervörder. Deshalb sei eine grundsätzliche Änderung notwendig. Transparenz sei gefordert, meint Klotz. Die Gremien der stadteigenen Gesellschaft dürften nicht länger hinter verschlossenen Türen tagen. Bestätigt sieht sich die Initiative durch eine Stellungnahme des Fachanwalts für Verwaltungsrecht, Dr. Robert Hotsteg aus Düsseldorf. Darin nennt er es bedenklich, dass die Mehrheit des Stadtrates „in der Hülle der GmbH nahezu unkontrolliert agieren“ könne. Die Konstruktion sei zwar rechtlich zulässig, „wirke aber unter dem Blickwinkel einer demokratischen Kontrolle wie eine ,Flucht vor dem Bürger‘“.