VON HEIKE SCHOOG
Meerbusch (RP) In der Aula des Mataré-Gymnasiums stellten sich die Kandidaten des Bundestagswahlkreises 111 vor, beantworteten Fragen zu Privatleben, politischem Programm und vollendeten Sätze der Schüler.
Nur noch eine Frage muss Max Polwin nach der Diskussion klären. Dann weiß der Oberstufenschüler, wen er wählt. Die Antwort von Hans-Christian Markert (Bündnis 90/Grüne) ist entscheidend. Markert hat auf dem Podium des Mataré-Gymnasiums gemeinsam mit Otto Fricke (FDP), Ansgar Heveling (CDU), Manfred Büddemann (Die Linke) und Hubert Eßer (SPD) – als Ersatz für Bernd Scheelen – um die Stimmen der Schüler gekämpft. Etwa drei Viertel von ihnen schien nach der Diskussionsrunde sicher. „Ich weiß, wen ich wähle.“
Die beiden Kanzlerkandidaten Merkel und Steinmeier (sowie die Moderatoren des Kanzlerduells) hätten von der munteren Runde in der Schule einiges lernen können. Persönliche Fragen zum Aufwärmen (der letzte Kinofilm, Lieblingsfarbe, Urlaubsziele, Hassfächer in der eigenen Schulzeit) lockerten nicht nur die Kandidaten auf, sondern machten den Zuhörern Spaß. Rechtsanwalt Robert Hotstegs (30) moderierte die Runde höchst aufmerksam und humorvoll.
Die Schüler brachten durch ihre unterschiedlichen Fragetechniken Leben in die Diskussion: Welchen Satz würden sie Erstwählern mit auf den Weg geben?: „Geht wählen“, sagt Heveling. Vermissen würde er im Falle seiner Wahl nach Berlin das Rheinische. Zur Fortführung der großen Koalition war er dennoch zurückhaltend. Sein Wunsch sei natürlich, mit der FDP zusammen zu gehen, gab er die Partei-Devise weiter. Aber man müsse in einer Demokratie auch mit anderen Parteien arbeiten können. Kleine „Seitengespräche“ mit Nachbarn Fricke weckten bei Moderator Hotstegs jedoch zumindest das Gefühl, einer raschen Übereinstimmung. Markert fand allerdings auch die Aufmerksamkeit von Heveling. So ganz wollte es die CDU sich offenbar nicht mit anderen verscherzen. Dennoch sah der Grüne seine Chancen eher gering. Ob er lieber Lokführer oder Pilot werden wolle?, beantwortete er damit, dass er eigentlich einmal Kanzler werden wollte. „Doch das war ein Kindheitstraum.“ Sachfragen beantwortete er vehement, gemäß der Grünen Devise, dass keiner seine persönliche Meinung dem Fraktionszwang unterordnen müsse. So verurteilte er die Abstimmung zu online-Durchsuchungen und forderte das Löschen von kinderpornografischen Seiten.
Steuersenkungen, Staatsschulden, Mindestlohn und Energieefizienz sowie der Afghanistan-Einsatz waren Themen, zu denen die Politiker den Schülern ihre Antworten aus dem Parteibuch gaben.
„Es ist gut, die Menschen einfach mal gesehen zu haben“, sagt auch Robert Polwin. Marielle Schavan wusste schon vorher, welches ihre politische Richtung ist. „Die hat sich bestätigt“, sagte sie. Otto Fricke bekam übrigens den meisten Applaus der Schüler. Er hat es immer wieder geschafft, diese in seine Antworten einzubeziehen und sie in ihrer jeweiligen Lebenswelt abzuholen. Besonders bei Fragen nach den Ausgaben für Bildung.